×

Interview mit Kenta Saiba

Guten Tag, meine Damen und Herren. Oder Ladies and Gentleman um es im DC-Style auszudrücken. Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn der Anime Detektiv Conan hat 1000 Episoden angesammelt. Gosho Aoyama muss sich nun fühlen wie der Doraemon-Creator damals. Zu diesem Anlass folgt ein Interview mit dem Mann, der diese Serie bis zum heutigen Tag gesubbt hat.


Interviewer: Saiba-san, Sie betreiben nun bereits seit fast 13 Jahren die Fansubgruppe Amalgam-Fansubs. Wie ist diese Seite entstanden?

Kenta: Mit FrontPage. Zumindest die erste Version, bevor wir mit WordPress verwöhnt wurden. Aber ich nehme an, Sie beziehen sich auf das Gesamtbild. Damals, 2008 waren Fansubgruppen total hipp. Chinu, Cookie, man wollte einfach dazu gehören. Das war, als würde man in die Schule kommen und kein Link-Kabel dabei haben.


Interviewer: Ein Trend also. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass Fansub heute nahezu ausgestorben ist. Aber gut, es geht heute um den Anime Detektiv Conan. Warum dieser Anime? Und warum so viele Folgen?

Kenta: Es war ja nie geplant die alle zu untertiteln. Damals konnte man sich nämlich noch die Rosinen rauspicken. So gute Anime wie Neuro oder Nabari wurden zwar ganz gesubbt, doch bei Conan gab es mindestens eine weitere „Gruppe“. Diese subbte bereits Dinge wie 2h Special, was etwas Arbeit abnahm. Natürlich bezog sich das größtenteils auf Canon-Folgen. Alles begann mit Folge 490, denn Heiji und Kazuha kann man sich immer geben. Und dann ging es mit Folge 515 regulär weiter, das war der Stand 2008. Inzwischen sind es einige Folgen mehr.


Interviewer: Aller Anfang ist schwer. Die Anime Neuro und Nabari kann man sich heutzutage nicht mehr von Amalgam geben. Sowie einige alte Folgen von Conan.

Kenta: Sie müssen bedenken, Ash hat auch mal mit nur einem Pikachu angefangen und hat inzwischen… vergessen Sie das Beispiel. 2008 war noch vieles anders. Schlechte Raws, geringe Encode-Kentnisse und kein h264. Wenig später erfolgte der Amalgam Spin-Off UCF, der bald darauf von CDevils absorbiert wurde. Diese subbten viele der 500er Folgen nach, aber vergessen Sie nicht, dass sie eine große Gruppe hinter sich hatten und mehr Ressourcen.


Interviewer: Ein gutes Stichwort. Der Slogan Ihrer Gruppe lautet ja „qualität wird bei uns groß geschrieben“. Wie kam es dazu?

Kenta: Ich war Hauptschüler. Aber ja, es gab früher tatsächlich viel Kritik an Amalgam. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will nichts rechtfertigen. Das waren zwar alles Techno-Kiddies, welche die Bildqualität mit Turok-Spielen verglichen, aber Amalgam hat sich ja auch gewandelt. Wie hatten immer wieder mal Raw-Provider, Encoder und Fxer, welche gerne einsprangen. Aber Amalgam ist nur ein weiteres NCIS, wo ich eben der Gibbs bin und bis Ende bleibe. Natürlich hatten wir in den 13 Jahren tolle DiNozzos, McGees und Zivas und momentan auch einen To(tto)rres, der irgendwann mal kam und mit dem man warm werden musste.


Interviewer: Ich muss sagen, ich bin beeindruckt von Ihnen Saiba-san. In diesen 13 Jahren hätten Sie sich auch Vernünftigeres aufbauen können, wie eine Familie. Sie hätten mehr auf Ihre Gesundheit achten können und vieles mehr. Doch Sie entschieden sich den Fans Woche für Woche eine Folge bereitzustellen. Woher kommt diese Leidenschaft? Kann ein Mensch wirklich so altruistisch sein?

Kenta: Da überschätzen Sie mich. Natürlich, ich habe nie etwas verlangt, selbst die laufenden Kosten lassen sich mehr schlecht als Recht decken. Selbst DVD-Importe für Nischen-Projekte gehörten dazu. Amazon.jp kann eine Bitch sein, das kann ich Ihnen sagen. Ich habe einfach diese Zwangsstörung, dass ich offene Projekte nicht abbrechen kann und diese kommt eben den Fans zu Gute.


Interviewer: Bescheidenheit ist wirklich nicht von Nöten. Sie haben enorm viel Ressourcen und Zeit in Amalgam gesteckt. Wie ein Schiff, das einem Sturm trotzt.

Kenta: Sicher war früher vieles einfacher. Kein PHP, das durch einen einzigen Makel die Seite kaputt machen kann, keine bipolare Streaming-Beauftragte und fast keine Kosten. Amalgam ist stark gewachsen, aber die Fans waren immer da. Es lässt sich schwer evaluieren wie viele Fans während diesen 700 Folgen absprangen.


Interviewer: Ein guter Stichpunkt. Detektiv Conan besitzt so viele Filler, dass selbst Naruto und Boruto-Fans über die Serie lachen. Sie subben selbst diese, schafft man das ohne Motivation?

Kenta: Routine kann Motivation sehr schnell ersetzen. Bereits getimte Episoden nehmen heutzutage durchaus Arbeit ab und die Zeit für eine Folge ist von vielleicht 5 Stunden auf 3 geschrumpft. Ist bei über 300 Fillern natürlich immer noch nichts, durch die man so auf etwa 900 Stunden kommt.


Interviewer: Denken Sie denn, die Fans würden Amalgam weiter besuchen, wenn Sie diese auslassen würden?

Kenta: Zweifelsfrei. Natürlich gibt es viele, die mit Fillern nichts anfangen können, aber auch Leute, die sie gerne nebenher sehen. Besonders Manga-Leser, welche noch mal einen frischen Fall lösen wollen. Aber würde ich sie auslassen? Ich habe es tatsächlich mal im 500er-Bereich versucht und bekam negative Kritik. Den Fans scheint eine komplette Sammlung durchaus wichtig zu sein.


Interviewer: Vielen Dank, eine letzte Frage. Episode 1000, das eigentlich Thema. Sie hätten sich mehr gewünscht, das verstehe ich richtig?

Kenta: Damit kann ich schwer hinter den Zaum halten. Es war das erste Special in Japan, ein emotionales Ende, doch es brachte nichts zur Hauptgeschichte bei. ein Artikel zu meinen Vorschlägen existiert bereits, aber es gibt auch sicher viele, die genau diesen Fall als Lieblings-Fall haben. Auch im eine regulärer Folgennummer zu geben finde ich verwirrend und unnötig. Man hätte genauso den Nagano-Fall, oder ein Anime-Original mit allen Charakteren verwenden können. Dass dies gut funktionieren kann, hat bereits OVA2 gezeigt.


Interviewer: Danke für Ihre Zeit, Saiba-san. Ich hoffe, dass uns Amalgam-Fansubs noch etwas weiter erhalten bleibt.

Kenta: Bitte.

.